PHYTOTHERAPIE: Die stachelige Wunderpflanze

Die Mariendistel ist für die Lebergesundheit bekannt, überrascht jedoch mit vielseitigen Wirkungen

„Die Natur ist die beste Apotheke und gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen.“ Dieses Zitat stammt vom bekannten Pfarrer und Naturheilkundler Sebastian Anton Kneipp aus Bayerisch-Schwaben. Kneipp lebte im 19.Jahrhundert von 1827-1897 und wurde insbesondere durch seine Kaltwasseranwendungen als Hydrotherapeut bekannt. Seine Lehren basieren allerdings genauso auf den Prinzipien der Lebensordnung, der Bewegung, der Ernährung sowie der Pflanzenheilkunde. Die sogenannte Phytotherapie zählt zu den ältesten Heilverfahren der Menschheitsgeschichte. Das Wissen und der Einsatz unzähliger Pflanzen sind auf allen Kontinenten und in allen Kulturen tief verankert. Weltweit werden Heilpflanzen seit Jahrtausenden traditionell zur Heilung verschiedener Erkrankungen und Beschwerden eingesetzt. Man schätzt, dass sie bereits vor über 50.000 Jahren gezielt für Heilzwecke verwendet wurden. Zur Sparte der mittlerweile bestuntersuchtesten Heilpflanzen gehört zweifelsohne die Mariendistel (Latein: Carduus marianus oder Silybum marianum).

Die Mariendistel ist eine der größten Disteln und zählt zu den Korbblütengewächsen (lat. Asteraceae). Weitere Bezeichnungen und Volksnamen sind beispielsweise Christi Krone, Fieberdistel, Frauendistel, Heilandsdistel, Marienkörner und Stechkörner. Die eigentliche Herkunft der Mariendistel ist Südeuropa, Südrussland, Nordafrika und Kleinasien. Insbesondere im Mittelmeerraum ist sie weit verbreitet, kommt mittlerweile aber auch im Westen und Südwesten der USA sowie auf den Kanaren und den Azoren vor. An einigen warmen und trockenen Plätzen wächst die ungiftige Pflanze auch in Südtirol und kann eine stattliche Höhe von bis zu 1,50 Meter erreichen.

Sehr wahrscheinlich gelangte die Pflanze im Mittelalter von heilkundigen Mönchen aus dem Mittelmeerraum in den Alpenraum – und darüber hinaus. Schnell nahm sie einen festen Platz in der klösterlichen Heilmittelschatzkiste ein. Die bekannte deutsche Benediktinerin und Universalgelehrte Hildegard von Bingen bezeichnete sie als „Vehedistel“ und empfahl sie bei „Seitenstechen“. Damals meinte man damit jedoch nicht die unangenehmen Schmerzen während sportlicher Belastung, sondern eher Lungen- oder Rippenfellentzündungen. Die Äbtissin stützte sich auf den Analogieschluss der sogenannten Signaturenlehre, denn der stechenden Distel wird eine Heilwirkung bei stechenden Schmerzen im Körper zugeschrieben. Ihren heutigen Namen erhielt die Mariendistel aufgrund ihrer milchig-weißen Streifen. Laut einer Legende sind diese entstanden, als der heiligen Maria beim Stillen des Jesuskindes ein paar Tropfen ihrer Milch auf die Blätter der Pflanze gefallen sind. Antike und mittelalterliche Ärzte und Heilkundler schlussfolgerten daraus, dass die Pflanze bei stillenden Frauen die Milchbildung anregen könne (Im Englischen wird sie daher auch als milk thistle bezeichnet).

Mariendistel und Lebergesundheit

Die Mariendistel enthält den Wirkstoffkomplex Silymarin. Dabei handelt es sich um ein pflanzliches Gemisch aus Flavonoiden, das aus den Früchten und Samen stammt. Seit über 2000 Jahren wird die Pflanze in der traditionellen Pflanzenheilkunde, beispielsweise in Teeform, genutzt. Sowohl in der europäischen als auch traditionellen asiatischen Medizin wird sie insbesondere zur Behandlung verschiedener Lebererkrankungen und Gallenblasenbeschwerden eingesetzt. In der alten Medizin und Erfahrungsheilkunde wird sie jedoch auch als Milzmittel genutzt. Mittlerweile belegen wissenschaftliche Untersuchungen die Wirksamkeit und Mariendistelextrakt ist als potente Substanz bei Lebererkrankungen bekannt und anerkannt. Silymarin wurde nämlich in zahlreichen klinischen Studien positiv bewertet. Die physiologischen Effekte auf die Lebergesundheit sind wahrlich beeindruckend: Mariendistelextrakt wirkt auf Zellen und Gewebe der Leber schützend und verhindert beispielsweise ein Eindringen toxischer (giftiger) Substanzen und bestimmter Viren (Hepatitis-C-Viren). Doch sie wirkt genauso entzündungshemmend, regenerierend und antioxidativ, was ein Schutz gegen potenziell schädigende „freie Radikale“ bedeutet. Darüber hinaus werden Leberenzymwerte verbessert und die Sekretion der Gallenflüssigkeit angeregt, was letztlich zu einer Verbesserung und Unterstützung der Verdauung, insbesondere der Fettverdauung, beiträgt. Zu guter Letzt steht auch eine antifibrotische (gegen eine krankhaft gesteigerte Faserproduktion im Gewebe) und eine antiulzerogene (Hemmung der Bildung von Geschwüren) Wirkungsweise auf der Liste der pharmakologischen Eigenschaften. Dass es infolge zu einer deutlichen Verbesserung der allgemeinen Symptomatik bei Lebererkrankungen und Dysfunktionen kommt, ist somit nicht verwunderlich.

>> Für unsere Leber sind die Wirkstoffe der Mariendistel ein wahres Breitband-Mittel. Sogar bei einer Vergiftung durch den hochtoxischen Grünen Knollenblätterpilz, kann eine Infusion mit Mariendistel-Extrakt lebensbedrohliche Leberschäden verhindern <<

Weitere Wirkungen und Eigenschaften

Die Mariendistel wird heute allgemein bei Erkrankungen der Leber, bei Gallensteinen und Gallenblasenentzündungen eingesetzt und zählt zu den wichtigsten Pflanzen, wenn es um Leberentgiftung und Leberentlastung geht. Nur wenigen ist jedoch bewusst, dass sie weit mehr kann. Aus der zeitgenössischen Literatur geht ein sehr breites Spektrum an verschiedensten Wirkungen hervor und ihre Einsatzmöglichkeiten reichen weit über den bekannten leberschützenden Effekt hinaus. Der Hauptwirkstoff Silymarin kann nämlich in hohem Maße ebenso als Nerven- und Herz-Kreislauf schützendes Mittel betrachtet werden. Er wirkt blutdruckregulierend und hat einen positiven Einfluss auf Blutfettwerte. Im Hinblick auf das Immunsystem stechen immunmodulierende, antiallergische und entzündungshemmende Eigenschaften (zum Beispiel hinsichtlich Reizdarm und Darmgesundheit allgemein) hervor. Auch den Stoffwechsel (Stichwort Diabetes) und den Bewegungsapparat (Stichwort Arthrose) betreffend gibt es einen positiven Einfluss. Genauso profitiert die allgemeine Gesundheit durch die antioxidative Wirkungsweise von Silymarin. Die Wirkungsweise beruht auf verschiedenen, komplexen zellulären und molekulare Signalwegen. Und die Forschung geht weiter: Siehe nebenstehende, aktuelle Studie!

>> Die Mariendistel ist vor allem hinsichtlich Lebergesundheit bekannt. Ihre Wirkung und ihre Einsatzmöglichkeiten reichen jedoch weit darüber hinaus und sind sehr vielfältig und breitgefächert. Sogar eine Immunsystem-modulierende und krebszellenhemmende Wirkungsweise konnte festgestellt werden << 

thomas stricker, MEd science, Master in clinical PNI

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